Vor einigen Jahren hat jemand in der Rubrik „Letzte Fragen“ der Berliner taz eine schöne Frage gestellt: „Was ist der Trick 17?“ Und da ich gerne helfe, wenn ich kann, habe ich mir eine Antwort zusammenphantasiert:
Als der große Magier und Entertainer Carlos Luminoso 1924 starb, entdeckte man in seinem Nachlass ein Verzeichnis seiner beeindruckendsten Zaubertricks - mit kompletter Beschreibung des jeweiligen Verfahrens, der Angabe aller benötigten Hilfsmittel und detaillierten Zeichnungen der Aufbauten. Insgesamt umfasste dieses bedeutende Standardwerk für angehende IllusionistInnen 17 Tricks. Leider war das Manuskript unvollständig: Die letzten drei Seiten, die sich mit dem im Inhaltsverzeichnis aufgeführten Trick 17 befassten, fehlten. Der Herausgeber des Werkes (erhältlich nur im englischen Original, 3. Auflage 1969, erschienen bei Blackwell, Oxford) beklagt diesen Umstand besonders, »weil die vorangehenden Kunststücke in der Reihenfolge ihrer Nummerierung von steigender Intensität sind und wir von Trick 17 die Krönung seines Lebenswerks erwarten durften«.
Wir haben alle herzlich gelacht, und irgendwann habe ich ein Belegexemplar des Buches bekommen, in dem Barbara Häusler Letzte Fragen und Antworten gesammelt hat. So weit, so gut.
Einige Jahre nach Erscheinen des Buches bekam ich folgende Email:
Hallo Herr Bruners,
warum ich Ihnen schreibe ist eine etwas längere Geschichte. Am 6.10.2003 wurde in der Fernsehsendung Galileo auf PRO7 die Herkunft des Begriffs "Trick 17" geklärt. Demnach gab es im 20. Jh. einen Zauberkünstler Carlos Luminoso (oder ähnlich), der zu seiner Zeit sehr berühmt gewesen sein soll und 1924 gestorben ist. Er hinterließ ein selbstverfasstes Zauberbuch, dass die Beschreibung seiner Kunststücke enthielt. In diesem Buch fehlte die Seite 17.
Mich hat das sofort interessiert, weil ich auch Hobbyzauberer und Mitglied im Magischen Zirkel von Deutschland bin. Ich hatte weder von diesem Buch noch von dem Zauberkünstler etwas gehört und andere Zauberer gefragt. Niemand konnte etwas dazu sagen aber ich bekam den Hinweis auf die Webseite http://www.fragenohneantwort.de/fragen/frage37.htm
Dort ist mit weitgehender Übereinstimmung zum Fernsehbericht unter anderem zu lesen: Im Buch
Was tut der Wind, wenn er nicht weht - Letzte Fragen und erste Antwortenvon Barbara Häusler, schreibt dazu der (vermeintliche) Trick 17-Experte Jan Bruners aus Köln:Als der große Magier und Entertainer Carlos Luminoso 1924 starb ...Daraufhin habe ich etwas im Internet recherchiert und ihre Homepage und Mailadresse gefunden. Jetzt hoffe ich, dass Sie der
richtigeJan Bruners sind. Wenn ja, würde mich folgendes interessieren: Welche Quellen haben Sie für diese Erklärung genutzt? Welchen Titel hat das Zauberbuch? Wie ist es zu erklären, dass Carlos Luminoso und diesesbedeutende Standardwerk für angehende Illusionistinnenkeinem der von mir befragten Illusionisten bekannt war? Im Internet habe ich kein derartiges Buch bei Blackwell in Oxford gefunden. Sie schreiben auf ihrer Homepage etwas von Geschichten. Kann es sein, dass es sich hierbei auch nur um eine Geschichte handelt?Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Mit zauberhaften Grüßen xxxxxxx xxxxxxxxxxx
Unglaublich. Was steht tatsächlich auf der Webseite, die der Hobbymagier erwähnt hat? Sehen wir nach:
Wer oder was ist Trick 17?
Manche Sachen gehen nur mit Trick 17 , die ultimative Lösung für alles was eigentlich unlösbar scheint, Trick 17 sorgt für Überraschungen , Trick 17 ist genial , aber einfach - einfach genial! Jeder kennt ihn, jeder braucht ihn, manchmal wünscht man sich ihn... aber was ist eigentlich Trick 17, warum heißt es nicht Trick 16 oder 18, wo kommt das bloß her? Für die Antwort darauf gibt es leider keinen Trick 17...
Dr. Gerhard Müller von der Sprachberatung der Gesellschaft für deutsche Sprache schreibt sehr freundlich, aber weiß auch nicht so recht die wirkliche Lösung:
Der Redewendung "Trick siebzehn" ("Trick 17") ist man noch nicht so recht auf die Spur gekommen, vor allem was die Ergänzung "siebzehn" angeht. "Trick" als 'Kniff' ist ja ein Anglizismus und wurde im 19. Jh. ins Deutsche übernommen, zunächst als Ausdruck beim Kartenspiel. Nach Heinz Küpper ("Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache", 1984) ist "Trick siebzehn" nach 1950 ff. geläufig geworden - mit der Bedeutung 'üblicher (anspruchsloser), leicht durchschaubarer Trick'. Heute überwiegt eine andere Bedeutung, etwa 'eigentümlicher, überraschend angewandter Trick, der nicht immer ohne Täuschung zu sein braucht' (so nach Lutz Röhrich, "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten", 1973).
Im Buch
Was tut der Wind, wenn er nicht weht - Letzte Fragen und erste Antwortenvon Barbara Häusler schreibt dazu der (vermeintliche) Trick 17-Experte Jan Bruners aus Köln:Als der große Magier und Entertainer Carlos Luminoso 1924 starb ......habe das Buch leider noch nicht gefunden, vielleicht kennt es ja jemand... hört sich auf jeden Fall gut und einleuchtend an!
Vermeintlich? Wieso vermeintlich? Aber da ich mich der Wahrheit verpflichtet fühle, schreibe ich auch noch den Webmaster an. Der sieht die Sache entspannt:
HAllo! [sic!]
ALso ich fand, deine Antwort klingt sehr glaubhaft und mysteriös noch dazu... Und was ist schon ein Experte oder nicht, bis das Gegenteil bewiesen wird...?
Tschö - Stefan WEBMASTER
Eine ähnliche Auffassung hat der niedersächsische Radiomoderator, der mich einige Tage später anruft: Einer seiner Hörer habe sich nach dem Trick 17 erkundigt, da sei so was im Fernsehen gewesen, ob ich ein kurzes Interview... ? Der Redaktionsleiter von Galileo hat sich übrigens mittlerweile in aller Form für den recherchierenden Praktikanten entschuldigt.